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Geschichte und Ursprung des Berberpferdes
Der Berber ist eines der kleinsten Barockpferde und wahrscheinlich
eines der vielseitigsten dazu, das sich in Ländern wie Algerien,
Marokko und Tunesien schon etwa 1200 v. Chr. entwickelt hat. Die
nordafrikanischen Berberstämme wa-ren kriegerische Nachbarn, die
sich immer wieder nur durch unerschrockene Kriegsreiterei behaupten
konnten. 200 n. Chr. schrieb der griechische Gelehrte Claudius
Aelianus über die Berberpferde, sie seien «aussergewöhnlich schnell
und kräftig und obendrein folgsam, dass sie ohne Trense oder Zügel
geritten und einfach mit einem Stöckchen gelenkt» werden konnten.
1200 n. Chr. wurden die Berber sehr modisch unter den europäischen
Rittern, was sich bis ins 18. Jahrhundert fortsetzte: Wer in
europäischen Königshäusern etwas auf sich hielt, ritt Berber oder
Spanier.
Der Berber war an Entstehung vieler europäischer Pferderassen
beteiligt – wie etwa dem Englischen Vollblut. Rommels Feldzug in
Tunesien und Algerien brachte etwa 2000 Berberhengste ein, die im
Russlandfeldzug eingesetzt wurden. 200 dieser Hengste gingen in die
polnische Warmblutzucht ein, 20 davon in die Trakehner-Zucht. Dass
die Berber mit einer heutigen Zahl von weltweit ca. 3000
reinrassigen Exemplaren als vom Aussterben bedrohte Pferderasse
betrachtet werden, ist dementsprechend schockierend. In seinen
Ursprungsländern bemüht man sich um die Zucht des Berbers, es finden
wundervolle, farbenprächtige Championate und Pferderennen statt,
deren Gewinne ganze Familien ernähren, während in Marokko eine
Tradition der Tanzenden Hengste existiert, die dem Betrachter den
Atem verschlägt - ein Wirbel aus gerundeten Hälsen, flatternden
Mähnen und tanzenden Hufen.
Immerhin ist der Berber auch nach Jahrtausenden noch ein
fabelhaftes, wenn auch relativ kleines rittiges Freizeitpferd
mit tänzerischer Leichtigkeit, grosser Trittsicherheit, Ausdauer
und bequemen Gängen, vor allem einer wunderbar wei-chen
Galoppade. Der Berber ist ungeheuer vielseitig, eignet sich
hervorragend für Distanz- und Wanderritte, kann den Tölt lernen,
ist besonders begabt für sehr versammelte Gangarten der
Klassischen Reitweise und zeigt grosses Talent für zirzensische
Lektionen – alles ist recht, solange es sich nur immer wieder um
Abwechslung handelt. Der Berber wird gern als «einziger Hund,
den man reiten kann» bezeichnet, und das mit gutem Grund: Der
Berber ist seinem Besitzer gegenüber unglaublich anhänglich und
würde lieber in einem Körbchen in der Küche wohnen als im Stall
mit Pferde-kumpanen. Er reagiert denn auch nicht gut auf
häufigen Reiterwechsel: Er braucht unbedingt eine Bezugsperson,
die er dann oft eifersüchtig bewacht, und kann Fremden gegenüber
ausgesprochen schwierig sein. Das bedeutet, dass man sich vor
der Anschaffung eines Berbers darüber im Klaren sein muss, ob
man wirklich genügend Zeit für dieses Pferd hat, und eventuelle
Reitbeteiligungen oder Bereiter langsam und mit Ruhe gewöhnen
sollte. Der Berber ist hochintelli-gent und stellt hohe
Beschäftigungsansprüche – bei ewiger Ausbildungs- oder
Reitbahnroutine fängt er dann an, sich selbst interessante
Übungen auszudenken, die sein Reiter wahrscheinlich weniger
komisch findet. Auch aus Gründen der Langeweile sollte der
Berber unbedingt in vernünftiger Offenstallhaltung untergebracht
werden, bei Boxenhaltung gewöhnt er sich leicht irgendwelche
Scheusslichkeiten an.
Text aus dem Buch "Charakterpferde"
von Katharina v. d. Leyen
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